Anja Wittmann aus Kamenz nutzt seit vielen Jahren Haarfarben und andere Produkte einer Kosmetikmarke aus Sankt Petersburg. Das führt jetzt zu Problemen.
Von Ina Förster
Bild: © Matthias Schumann
Kamenz. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine bringt auch für deutsche Verbraucher immer mehr Einschränkungen mit sich. Neben vielen lebenswichtigen Dingen wie Kohle, Stahl, Eisen, Papier und Kunststoff erweiterte die Europäische Union die Liste der Sanktionen gegen Russland noch einmal um einige Güter.
Auch Meeresfrüchte und Spirituosen, wie zum Beispiel Kaviar und Wodka, sowie Zigaretten, Gold, Schmuck und Luxusgüter dürfen bald nicht mehr in die EU eingeführt werden. Und Kosmetika.
Was für manch einen banal klingt, ist für Friseurmeisterin Anja Wittmann eine mittlere Katastrophe. Denn die Kamenzerin hat ihren gesamten Salon, den "Friseur am Platz", und das Konzept, welches dahinter steht, auf den Produkten der Firma Estel aufgebaut. Diese hat ihren Sitz in St. Petersburg und ihre europäische Tochtergesellschaft in Leipzig.
2020 als Top-Salon Deutschlands gekürt
"Ich weiß, dass sicherlich viele sagen: Was ist das Problem? Hol dir doch eine neue Marke ins Haus. Und gut. Aber so einfach ist das nicht. Hier stecken auch Emotionen, jahrelange Erfahrung und Kundenbindung dahinter", sagt die 43-Jährige. Immerhin wurde ihr Geschäft 2020 zum "Top Salon Estel 2020 " für ganz Deutschland gekürt. Ausschlaggebend dafür waren vor allem ihre Authentizität und die besondere "Kundenbrille", durch die jeder Aspekt der Arbeit betrachtet wird.
"Ich habe sogar eine Reise nach St. Petersburg gewonnen. Aber erst kam Corona, nun der Krieg. Das wird wohl nichts mehr", sagt Anja Wittmann.
Immerhin acht Jahre besteht ihre Zusammenarbeit mit der russischen Marke. So lange hat sie auch ihren eigenen Salon. Mit 36 Jahren war sie neu durchgestartet. Ihren Traumberuf übte sie damals schon lange aus. Ihren Traumsalon in Kamenz öffnete sie 2014.
Als Trainerin für die Marke gearbeitet
"Ich hatte lange gesucht nach etwas Passendem. In der Friseurbranche muss man sich abheben voneinander. Vor allem in Pflegeprodukten und Farben", erklärt sie. Gefunden hat sie das, was sie suchte, in dem russischen Anbieter. Über die Jahre kam eine sehr enge Zusammenarbeit zustande. Die Friseurmeisterin wurde zudem als Trainerin ausgebildet und schulte als Freelancerin - also freiberufliche Mitarbeiterin - andere Salons im Umgang mit den Produkten.
Und nun das Aus! Man sei eine eingeschworene Gemeinschaft deutschlandweit gewesen. Miteinander vernetzt. Und immer offen für Neues. Es schmerzt, dass dies nun alles zusammenbricht. Auch für die Kundschaft.
"Sicherlich, es sind Luxusprobleme. Aber gerade bei Silbershampoo und bei den Farben ist Estel ungeschlagen...